Ausgangslage
Warum braucht es Angebote wie das BROKIDS Förderangebot?
Viele Jugendliche werden heute von Lehrmeistern als „ungeeignet“ eingeschätzt.
In den letzten zehn Jahren haben im Kanton Zürich rund 27 % der Schulabgänger den direkten Einstieg in eine Berufslehre (oder in eine Mittelschule) nicht geschafft. Über diverse schulische oder praktische Brückenangebote führte der Berufsfindungsweg für die Mehrheit dieser Jugendlichen weiter. Rund 500 Schulabgänger blieben jeweils in den erwähnten Jahren gar ohne Anschlusslösung. Dem gegenüber blieben in den letzten drei Jahren bei den Industrie- und Handwerksberufen hunderte von Lehrstellen unbesetzt. Ein Hinweis darauf, dass seitens Lehrbetriebe die für die Stellenbesetzung notwendigen Grundqualifikationen bei den Bewerbern oft vermisst werden. Die Geschichte der Jugendlichen ohne Anschlusslösung hat dabei in der Regel schon viel früher begonnen.
Im Bericht zu den Folgemassnahmen der PISA-Erhebungen 2009 der Bildungsdirektion des Kantons Zürich wird als Ziel formuliert, dass in den Schulen vermehrt Massnahmen zur gezielten Unterstützung und Begleitung von Lernenden ausserhalb des obligatorischen Unterrichts eingesetzt werden sollen. Explizit erwähnt werden u.a. generationenübergreifende Coaching-Angebote oder Wochenarbeitsplätze in Betrieben für Jugendliche mit schlechten Lehrstellenaussichten. Genau hier setzt der Verein BROKIDS mit einem kreativen Angebot an.
Quellen: https://pub.bista.zh.ch/de/zahlen-und-fakten/sbw/schul-und-berufswahl-uebersicht-anschlussloesungen/alle-anschlussloesungen-grafik/ / Lehrstellenbarometer SBFI / http://www.tagesanzeiger.ch/wirtschaft/standardhunderte-lehrstellen-sind-noch-unbesetzt/story/26814679
Kinder / Jugendliche und Arbeit wieder näher zusammen bringen
Es scheint, dass heutige Jugendliche den Eintritt ins Berufsleben schwieriger finden als noch ihre Eltern. Als Grund dafür wird unter anderen ein urbaner Mangel an Arbeitserfahrungen genannt. Im Rahmen des Lehrstellenbeschlusses II wurden neue Projekte für Brückenangebote entwickelt. Die Evaluation zeigt die Erfolg versprechenden Aspekte für gute Anschlussquoten zum Berufseinstieg:
Ressourcenorientierung und Individualisierung zum Aufbau eines positiven Selbstwertgefühls bei den Jugendlichen
Förderung der Selbstwahrnehmung und der Konfrontation mit den Realitäten der Arbeitsgesellschaft
Hoher Stellenwert der praktischen Ausbildung und Nähe zur Arbeitswelt
Coaching respektive eine individualisierte Form der Begleitung
Es wird festgestellt, dass viele dieser Elemente nicht erst bei Brückenangeboten, sondern vorher im Rahmen des 8. oder 9. Schuljahres mit Gewinn realisiert werden könnten. // Quelle: Haefeli, Kurt (2011): Schweizerische Zeitschrift für Heilpädagogik
Resolution zur Stärkung der handwerklichen Fächer, Textiles Gestalten, Technisches Gestalten und Hauswirtschaft in Zusammenhang mit einer repräsentativen Umfrage des Schweizerische Bäuerinnen- und Landfrauenverband und des Zuger Industrieverbandes im Jahr 2011
„Wir laufen auf den Gebieten Hygiene, Eigenverantwortung, Gesundheit und Ernährung zurück in die Anfänge der Gesundheitslehre, d.h. zurück zum Stand wie vor 80 Jahren, als man erkannte, dass Alltagskompetenzen erlernt und geschult werden müssen, um Verbesserungen zu erzielen und die soziale Wohlfahrt zu stärken. In den Bereichen Genauigkeit, Ausdauer und handwerkliche Fertigkeiten müssen von den Berufsbildnern immer grössere Abstriche gemacht werden. Die Zahl der Jugendarbeitslosen steigt, weil viele Jugendliche nicht arbeitsfähig und belastbar sind.“ / Quelle: Nicht mehr online, aber erhältlich unter: www.landfrauen.ch
Zusammenfassende Sicht der Initianten
Vor allem für Kinder und Jugendliche mit urbanem Hintergrund gibt es immer weniger Gelegenheiten, von Haus aus „Arbeitserfahrungen“ zu sammeln. Dies liegt unter anderem am technologischen und elektronischen Fortschritt der Vergangenheit und Gegenwart, welcher uns von vielen alltäglichen Handarbeiten „entlastet“ hat.
Ein weiterer Grund ist unserer Ansicht nach die mangelnde Sensibilisierung vieler Eltern dafür, dass Arbeitssinn speziell in den "hochentwickelten" Ländern der Welt bewusst frühzeitig (altersgerecht) eintrainiert werden sollte. Immer mehr Eltern trauen ihren Kindern bis zum Alter von 16 Jahren kaum „Arbeitserfahrungen“ zu, oder sie fördern sie nur einseitig in den kognitiven Bereichen oder im Sport.
Weiter scheint uns die Gefahr, Kinder und Jugendliche mit diversen Medien und Programmen zu „unterhalten“ anstatt sie in konkreten „Unternehmungen“ zu fördern, eine beträchtliche Rolle in Zusammenhang mit den oben erwähnten Studien und Statistiken zu spielen.
Unserer Ansicht nach ist es sehr wichtig, dass Eltern ihre Kinder schon vor Beginn der Adoleszenz stufenweise in altersgerechte „Arbeitserfahrungen“ und „Verantwortungsbereiche“ hineinbegleiten. Spätestens zwischen 11 und 14 Jahren sollten Kinder und Jugendliche im Bereich der „Alltagskompetenzen“, „Arbeitserfahrungen“ und „Verantwortungserfahrungen“ altersgerecht konfrontiert werden.
Wir sind auch überzeugt, dass es etliche Eltern oder alleinerziehende Mütter/Väter gibt, welche zwar eine Sicht für die Thematik haben, denen es aber durch die Bewältigung des Alltags verwehrt bleibt, ihre Kinder in diesem Bereich zu fördern.
Aus all diesen Gründen setzen wir uns als Verein BROKIDS dafür ein, dass Kinder und Jugendliche die erwähnten Erfahrungen und Kompetenzen schon vor der Berufswahlzeit einüben können, damit sie kompetenter und selbstsicherer in die Schnupperlehren starten und auf den Schulabschluss hin eine passende Lehrstelle finden.